Alle Beiträge von Mayte Krienbühl

Ein begehrtes Zertifikat!

Der Tag war sehr anstrengend, am Morgen habe ich Unterricht im Häkeln gegeben und nach Schulschluss haben die Mädchen vom vorhergehenden Kurs ihre Zertifikate bekommen.

Sie sind sehr stolz, denn diese Kursbestätigung ermöglichtet es ihnen sofort eine Anstellung in der nahe gelegenen Fabrik zu bekommen, wo sie 6 Tage in der Woche arbeiten und im Monat 4500 INR verdienen.

Am Nachmittag fuhren Elizabeth, Pina und ich zusammen nach Mysore, auf dem Weg dahin besuchten wir noch die Kleiderfabrik wo etliche unserer Kursteilnehmerinnen eine Anstellung gefunden haben. In dieser Fabrik werden Kleider für bekannte Labels hergestellt und die Arbeitsbedingungen sind sehr gut. Es gibt eine Art AHV, wo der Arbeitnehmer sowie der Arbeitgeber 12% des Lohnes beisteuert, eine Krankenkasse die vollumfänglich vom Arbeitgeber bezahlt wir und für länger Beschäftigte sogar eine Pensionskasse.

Danach ging es weiter nach Mysore wo wir verschiedene Stoffe und Zubehör für das Nähcenter einkauften und kamen erst um 22 Uhr todmüde nach Hause und wollten nur noch ins Bett.

Auch in Südindien friert man!

Heute hatten wie eine ausserordentlich kalte Nacht, den um 7.30 Uhr indische Zeit, war es 15°C und ich denke heute Morgen sind unsere „Sweaters“ (Strickjacken) gefragt.

Diese stellen wir selber in unserem kleinen Nähcenter selber her, zwei 2 Frauen stricken halbtags, erhalten einen Lohn und können so einen Beitrag an die Familie leisten

Es ist mir wichtig und auch ein Anliegen, den Frauen hier etwas beizubringen und sie zu unterstützen, damit sie selbstständiger werden können. Darum habe ich auch das Nähcenter ins Leben gerufen, welches schon mir sehr viel Freude gebracht hat.

Ein neues Modell!

Am Samstag haben wir normalerweise keinen Unterricht in der Nähschule, denn dieser findet nur wochentags von 9.30-13.00 Uhr statt. Dies erlaubte mir ein neues Modell für einen „Frock“ (Kleidchen für Kinder) zu entwerfen. Es freut die Kinder immer wieder wenn ich etwas Neues entwerfe für sie. So ging der Tag schnell vorbei, denn wenn ich kreativ bin fliegt mir die Zeit einfach davon.

„Sid aus Ice Age“ wird in Indien geklont :-)

Heute Morgen war ich wieder sehr beschäftigt in der Nähschule. Im Kurs haben wir mit den Puppen angefangen, denen eine gewisse Ähnlichkeit mit „Sid aus Ice Age“ nicht abzusprechen ist. Alle fanden die Klone sehr lustig und die drei Fertigen wurden auch schon getauft auf Charly, Jimmy und Johnny.

Am Nachmittag haben Elizabeth und ich uns wieder an die Uniformen gemacht und konnten bereits erneut einige fertigstellen.

Picknick am Fluss…

Heute machten wir, wie immer wenn ich in Indien bin, zusammen mit den Mädchen der Nähschule, Elizabeth und Pina einen Ausflug an den nahegelegen Fluss. Es bereitet uns immer wieder eine grosse Freude, gemeinsam singend zum Fluss zu spazieren und dann unsere Füsse im kühlen Nass zu baden, etwas wunderbares bei Temperaturen um die 30°C. Alle Mädchen hatten etwas Kleines gekocht und mitgebracht, welches wir dann zusammen verspeisten, das Essen war scharf und sehr lecker. Beim Kiosk gönnten wir uns dann noch je ein Getränk, bevor wir uns auf den Heimweg machten. Am Nachmittag arbeitete ich dann noch 2 Stunden an den Uniformen bevor ich mich zusammen mit Sr. Sunitha auf den Weg nach Mysore machte, wo wir uns mit Pina und Dirk treffen werden.

Die Taschen sind fertig!

Heute Morgen war es eine wahre Freude, denn alle Mädchen haben ihre Taschen fertig gehäkelt und sehr schön mit Perlen und Sternen verziert. Stolz gingen sie nach dem Mittag nach Hause.
Am Nachmittag haben dann Elizabeth die Leiterin der Nähschule und ich, an den Uniformen gearbeitet, denn am 1. Juni 2012 beginnt das neue Schuljahr und somit müssen die Uniformen bereit sein. Jedes Kind braucht 2 Stück, eine Farbige und eine Weisse. Bei 39 Patenkindern macht das nach Adam Riese 78 Stück. Auch für jeden der an unsere Türe klopft machen wir natürlich auch Uniformen, das sind in etwa 100 Stück pro Jahr.

Elizabeth, Leiterin der Nähschule

Elizabeth ist heute eine selbstbewusste und selbständige Frau, dies war jedoch nicht immer so, denn als wir ihr das erste Mal begegneten, war sie scheu und lebte sehr zurückgezogen. Viele Leute wollten, wegen ihres Aussehens, gar nichts mit ihr zu tun haben. Sie hat Vitiligo auch Weissfleckenkrankheit genannt, welches eine chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung ist.

Ich durfte sie näher kennenlernen, habe ihr immer versucht Mut zu machen und sie nach einigen Jahren sogar zur Leiterin der Nähschule ernannt. Natürlich brauchte es etwas Zeit, wir gingen oft zusammen in die Stadt um Einkäufe für unsere Nähschule zu erledigen. Meistens blieb ich im Hintergrund in ihrer Nähe, gab ihr das Geld und sie musste alles selber bewältigen, jedoch konnte Sie auf meine Hilfe zählen, wenn es nötig war.

Es dauerte eine gewisse Zeit, aber allmählich lernte sie, dass auch sie etwas Wert war und langsam wurde ihr Selbstvertrauen gestärkt.

Wenn jemand in der Nähschule, etwas von mir wissen wollte, antwortete ich immer mit „Du musst Elizabeth fragen“. Heute bewältigt sie alles alleine, kauft ein, wählt die Stoffe aus, verhandelt über die Preise. Wenn dennoch Zweifel aufkommen, ruft sie mich einfach an und zusammen finden wir dann immer einen Weg.

Auch die Buchhaltung führt sie ausgezeichnet, alles ist belegt und korrekt. Es kann schon mal vorkommen, dass ein paar Rupien zu viel oder zu wenig in der Kasse sind, aber bei so kleinen Beträgen, lohnt sich das Nachforschen nicht.

Man muss wissen, dass in manchen Geschäften noch alles von Hand geschrieben und gerechnet wird und da ist schnell mal eine falsche Zahl auf dem Beleg.

Heute wird Elizabeth von allen sehr geschätzt und mit „Madam“ (man wird als Frau so in Indien betitelt, wenn man eine bessere Position hat) angeredet. Sie ist stolz auf ihren Fortschritt und ihre Selbständigkeit.

Bravo Elizabeth!

Shabeer, ein wunderbarer Junge!

Er war 10 jährig als wir ihn 1997 in unser Hilfsprogramm aufnahmen. Ein Moslem-Junge der jeden Morgen frische Milch ins Kloster brachte und auch nach der Schule den Klostergarten betreute.

Immer auch fragte er: „Uncle und Aunty, (so werden wir von den Kindern genannt) kann ich auch für euch etwas machen.“?

Er war ein guter und fleissiger Schüler. Nach Jahren liess er uns wissen, dass er gerne eine bessere Schule in Mandya besuchen möchte. Sein Traum war „Physical-Trainer“ (Sportlehrer) zu werden und ob wir ihn dabei unterstützen würden.

Er kam zu uns und wir besprachen die Angelegenheit, er müsste dort ins Internat gehen. Diese Ausbildung verbunden mit sehr hohen Kosten die er sich nie und nimmer leisten könnte.

Wir beschlossen ihm diese Ausbildung zu ermöglichen, und mit grosser Freude macht er sich auf den Weg ins Internat in Mandya.

Eine solche Schule können sich nur Kinder von besser gestellten Familien leisten. So war es auch nicht zu verwundern dass Shabeer in dieser Schule einen schweren Stand hatte und sich gegen die alltäglichen Hänseleien und Sprüche seiner Mitschüler zu verteidigen hatte. Er aber biss auf die Zähne und machte einen glänzenden Abschluss mit Diplom.
Für uns alle ein grosser Erfolg.
Er bedankte sich bei uns und meinte, dass er ohne unsere Hilfe nie hätte eine solche Ausbildung machen können.

Das erste Jahr nach seiner Ausbildung stellten ihn die Schwestern von Ganjam als Sportlehrer und Aushilfslehrer ein, währenddem er sich um eine andere Anstellung bemühte, welche er auch bekam.

Einige Zeit später starb sein Vater und Shabeer als ältester Sohn hatte nun als Familienoberhaupt eine weitere, neue Aufgabe. Er hat dafür zu sorgen, dass es der Familie gut geht und, dass seine jüngeren Geschwister auch eine gute Schul- und Ausbildung bekommen. So unterstützt er auch seine Schwester die Ärztin werden will.

Uns gegenüber ist er immer noch sehr dankbar und besucht uns immer wenn wir in Ganjam sind. Er ist auch immer bereit alles für uns zu tun wenn wir ihn nötig haben.

Shabeer ein Junge auf den wir mächtig stolz sind.

Etwas zum Schmunzeln!

Am Morgen früh um 07.30 Uhr vor dem Kindergarten, kam der 5-jährige Knabe Santosh zu mir und wollte einen Pullover. Man muss wissen, dass wir in unserer Nähschule, zwei Frauen beschäftigen die Stricken, eine morgens und eine nachmittags. Auch hier im Süden Indiens kann die Temperatur in der Nacht auf bis zu 12 Grad herunter gehen, was für die Bewohner als sehr kalt empfunden wird.

Also fragte ich Elizabeth, die Leiterin unserer Nähschule, wann denn der Knabe seinen letzten Pullover bekommen hätte. Sie sagte mir, dass dies vor 2 Monaten der Fall war. Demzufolge fragte ich ihn warum er denn schon wieder einen Neuen brauche. Die Antwort kam unverzüglich: „Ich soll sagen, er sei mir zu klein geworden“. Ich sagte ihm, dass er doch nicht so schnell gewachsen sei und er mir doch die Wahrheit sagen soll, er wisse doch, dass er mir alles sagen könne.

Zuerst schaute er mich lange mit seinen grossen Augen an, bevor die Antwort kam: „Meine Mutter hat den Pulli im Fluss gewaschen und plötzlich ist er davon geschwommen.“ Ich musste einfach nur lachen und gab ihm natürlich einen neuen Pulli. Er strahlte über das ganze Gesicht und war sehr zufrieden. Man sieht; Kinder sagen die Wahrheit.

Etwas was uns sehr nahe ging!

Anthoniamma eine sehr tapfere Frau ist plötzlich an einem Herzversagen gestorben.

Sie kam 1996 zu uns und bat um Unterstützung. Sie erzählte uns wie ihr Mann sie mit Benzin übergoss und anzündete. Sie zeigte uns ihren verkrüppelten rechten Arm und auch ihre fürchterlichen Brandwunden und -narben die sie am ganzen Körper hat. Zum guten Glück blieb ihr hübsches und liebevolles Gesicht bei diesem Brandanschlag verschont. Trotz allem Unglück hat sie aber nie ihren Lebensmut verloren.

Sie liebte Kinder über alles und hatte selbst schon zwei, nämlich Jayasheela-Mary und Lilly. Im Laufe der Zeit hat sie noch zwei Kinder bei sich aufgenommen, Maria ein Baby welches im Spital von der Mutter verlassen wurde und welches niemand wollte. Später dann noch Sony, deren Mutter verstarb und deren Vater sich nicht um sie kümmern wollte. Sie hat sich wirklich sehr gut um ihre Kinderschar gekümmert und war ihnen immer eine liebevolle Mutter.

Wir haben ihr alle Unterstützung gegeben die sie benötigte. Sie bekam die volle Hilfe für die Ausbildung der Kinder, sowie auch Kleider und einen Beitrag für die Lebensmittel. Da nun Anthoniamma plötzlich verstarb musste alles überdacht werden.

Die zwei grossen Kinder, Jayasheela-Mary und Sony stellen kein Problem dar, sie sind beide selbständig. Sony hat ihre Ausbildung zur Hilfskrankenschwester abgeschlossen und arbeitet nun im St.Joseph’s Hospital in Mysore. Jayasheela-Mary ist verheiratet und wohnt in Bangalore.


Sr. Sunitha teilte uns mit, dass Jayasheela-Mary ihre beiden Adoptiv-Schwestern Lilly und Maria gerne zu sich nehmen möchte, damit die Familie zusammen bleiben kann. Zudem wünscht Sie sich, dass die beiden Mädchen eine gute Ausbildung bekommen und bittet uns um finanzielle Unterstützung um sie in ein Internat schicken zu können.

Schwester Sunitha und wir denken, dass dies die beste Lösung ist und somit gaben wir ihr grünes Licht um sich um die zwei Internatsplätze zu bemühen. Es soll den beiden Mädchen gut gehen und wir hoffen, dass die beiden diese Chance nutzen und sich Mühe geben in eine gute und gesicherte Zukunft zu starten.

Die Geschichte von Shoba

Sie kam zu uns mit der Bitte sie zu unterstützen um in die Schule gehen zu können, da ihre Eltern das Geld nicht mehr aufbringen konnten. Das war im September 1997 und wir unterstützten sie bis im März 2009. Sie war ein sehr scheues Kind. Und mit 2 Freundinnen die wir auch unterstützen durfte sie nun weiter zur Schule gehen.
Ihre Resultate waren sehr schlecht, aber jedes Mal sagte sie: „Bitte ich möchte weiter machen“. Man muss wissen wenn die Resultate so schlecht sind lassen wir normalerweise kein höheres Studium zu, aber Shoba war eine Ausnahme und es hat sich gelohnt.

Die Abschlussprüfung der 10ten Klasse schaffte sie nicht auf Anhieb und musste wiederholen. Und siehe, zu ihrer und unserer Freude schaffte sie es im zweiten Anlauf. Sie begann mit dem P.U.C. (Pre University College) welches zwei Jahre dauert. Erstaunlicherweise schaffte sie diese zwei Jahre im Direktgang und hatte nun den Zugang zum BA-Studium, das normalerweise 3 Jahre dauert. Shoba schaffte dies aber erst nach 5 Jahren und wir waren ebenso erfreut wie sie.

Sie hat eine Arbeit aufgenommen, und strahlte als sie es uns erzählte, hatte sie Freudentränen in den Augen.

„Danke vielmals für alles, ohne euere Hilfe hätte ich es nicht geschafft.“

Jetzt will ich euch zeigen, dass ich mit eigenem Verdienst noch mehr erreichen kann und will. Mittels Korrespondenzkurs will ich das D-Ed (Diploma in Education/Diplom in Erziehungswissenschaft) machen, was mir erlauben wird als Lehrerin für höhere Klassen zu arbeiten.

Man sieht am Beispiel dieses Mädchens, dass wenn man etwas erreichen will, es auch schaffen kann.

Wir wünschen Shoba viel Glück und alles Gute für ihr Vorhaben.

Bravo Shoba!