Archiv der Kategorie: 2011 Januar

Und wieder geht’s nach Indien!

Heute, an einem schon fast frühlingshaften Sonntag, ist es für mich wieder einmal an der Zeit, nach Ganjam in den Süden von Indien zu reisen, um bei „unseren Kindern“ nach dem Rechten zu sehen. Es ist schon längere Zeit her, dass ich das letzte Mal in Indien war und ich freue mich schon jetzt ganz riesig darauf. Dieses Land, seine Leute und nicht zuletzt, deren Kultur haben mich seit meinem ersten Besuch vor 15 Jahren, immer wieder fasziniert. Ich reise heute zwar alleine, werde mich aber nach der Ankunft in Goa, am Montag um 07.00 Lokalzeit mit meiner Ehefrau Pina und meinen Eltern, Mayte und Fritz treffen. Gemeinsam werden wir dann die letzte Etappe (650 Km in ca. 12 Std.) über die westlichen Ghats nach Ganjam bewältigen.

Man/Frau wird sich jetzt sicherlich Fragen warum wir zu viert nach Indien reisen! Mayte und Fritz wollen etwas kürzer treten und wir „die Jungmannschaft“ wird „1×1 für Indien“ bald übernehmen und müssen somit sorgfältig in die lokalen Gegeben- und Gepflogenheiten eingeführt und mit allem im Detail vertraut gemacht werden.

Die Fahrt nach Ganjam…

Mein Flug landete pünktlich um 07.00 Uhr in Goa, ich wurde herzlich von meiner Familie empfangen und begrüsst. Der heutige Tag war eigentlich nichts Besonderes, ausser dem sehr leckeren Thali, dass wir bei unserem Zwischenhalt in Shimoga assen und der 14 Stunden Fahrt, die wir bis Ganjam brauchten. Somit trafen wir erst gegen 21.00 ein, wo uns Elizabeth und Schwester Sunitha schon ganz sehnsüchtig erwarteten, kurz darauf fielen wir ohne etwas zu Essen, todmüde ins Bett.

Am ersten Tag gibt es immer sehr viel zu tun!

Heute Morgen begrüssten wir zuerst die neue Oberin, Schwester Rosalie und Schwester Mira. Heute gibt es, wie immer am ersten Tag, sehr viel zu organisieren und zu erledigen, also fahren wir mit dem KST Bus (Karnataka State Transportation) nach Mysore.

Zuerst geht’s zur Bank um Geld zu organisieren, welches wir für unsere diversen Aktivitäten benötigen. Zudem erfahren Pina und ich, dass man leider unsere Vollmachten verlegt hat, d.h. es müssen wieder unzählige Formulare ausgefüllt, Passfoto und -Kopien besorgt werden, zudem hat es kein Strom und somit müssen wir dies auf später verschieben.

Also gehen wir zu Pitamber um die Süssigkeiten, die wir jedes Jahr den Kindern zusätzlich zum nützlichen Geschenk abgeben zusammen-stellen, natürlich ein Tee trinken und über den Preis verhandeln. Nun geht’s weiter zum Schreibwarengeschäft, welches wir leider nicht mehr vorfinden, aber der Zufall steht uns bei und wir entdecken gleich um die Ecke was wir brauchen, für die Hälfte des Preises.

Jetzt geht es zum Fotografen um die Passfotos für die Bank zu machen (50 INR für 15 Stück). Dann weiter zum Uhrmacher wo wir 13 Uhren kaufen, denn jedes Kind, welches 14 Jahre alt wird bekommt Eine.

Mittlerweile ist es schon 14 Uhr und somit entschliessen wir uns etwas Kleines zu Essen. Nun geht’s weiter zum Xerox-Shop um Kopien unserer Pässe zu machen, welche die Bank benötigt. Wiederum geht es zur Bank auf der anderen Stadtseite, um die Passfotos und Passkopien vorbeizubringen in der Hoffnung, dass sie die heute erteilte Bevollmächtigung nicht wieder verlegen, bis wir das nächste Mal vorbeikommen.

Die Zeit erlaubt es noch zu versuchen eine SIM-Karte fürs Mobiltelefon zu organisieren, das scheint aber aufwendiger als erwartet, denn ausser Passkopie und Foto, benötigen sie noch eine schriftliche Bestätigung von den Karmeliten Schwestern, dass wir auch wirklich dort wohnen. Somit geben wir auf, denn es reicht nicht mehr um nach Ganjam und dann wieder zurück nach Mysore zufahren.

Nun entschliessen wir uns noch einen guten Freunde der Familie, Dr. Prof. Prasad zu besuchen, hier werden wir mit typisch indischer Gastfreundschaft empfangen und zum Nachtessen eingeladen. Wir unterhalten uns köstlich und somit endet der lange und anstrengende Tag erst um 22.30.

3 kg Reis im Monat für 3 Personen!

Heute fängt Fritz und Schwester Sunitha an die Buchhaltung zu kontrollieren und gleichzeitig werde ich am praktischen Beispiel mit den Details vertraut gemacht. Schwester Sunitha hat mehrere Abrechnungsbücher je nach Verwendungszweck. Zwischendurch werden wir immer wieder von Kindern, die uns besuchen kommen, unterbrochen. Nach 8 Stunden kontrollieren und abrechnen hatten wir alle drei rauchende Köpfe und entschlossen uns am nächsten Tag weiterzumachen.

Mayte ist wie immer in der Nähschule beschäftigt, hier muss zuerst einmal der Lagerbestand kontrolliert werden. Die verschiedenen Sachen, wie Schuluniformen, Pullover, Panjabis, Saris, Stoffe usw. müssen gezählt und die Qualität kontrolliert werden.

Um 18 Uhr dachten wir schon an den Feierabend, da kommt noch Brijesh mit seiner Mutter um sich für die bis jetzt erhaltene Unterstützung zu bedanken, die auch sein todkranker Vater erhalten hat, der an Krebs leidet. Brijesh ist ganz abgemagert und wir bringen in Erfahrung, dass sie von nur 3 kg Reis pro Monat leben. Die Familie wird bis auf weiteres mit 20 kg Reis pro Monat unterstützt.

Ein nützliches Geschenk…

Als ich heute Morgen auf den Thermometer schaute war es 14°C, so kalt hatten wir es in Ganjam noch nie erlebt. Nach dem Frühstück machte ich uns eine feine Tomatensauce, denn zum Mittagessen gibt es Spaghetti.

Schwester Sunitha, Fritz und Pina sind wiederum mit der Buchhaltung beschäftigt, es ist sehr zeitaufwendig, ordnerweise Quittungen von über einem Jahr zu kontrollieren.

Mayte kontrollierte die Schuluniformen nach Grösse, Anzahl und Machart. Je nach Schule brauchen die Kinder verschieden farbige Uniformen, was natürlich die Sache nicht einfacher macht. Es ist zum Teil schon fraglich, das man 3 verschiedene Uniformen benötigt, bislang brauchte man Eine für Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag, am Mittwoch konnten die Kinder normale Kleidung tragen, damit die Mutter die Uniform waschen konnte. Am Samstag musste dann eine weisse Uniform getragen werden. Neu kommt nun die Regelung hinzu, dass man am Mittwoch nicht mehr normale Kleider tragen kann, sondern eine extra Uniform in anderer Farbe, weil viele Kinder zu heruntergekommen in der Schule erschienen sind.

Am Abend nach der Schule besuchten uns noch einige Patenkinder, Anusha, Ashma Banu, Ashwini, Ayesha, Heena Kausar, Jyothi, Kalavathi, Lakshmi, Pooja, Shama, Simran und Tabassum, um uns einfach „Hallo“ zu sagen und uns in Ganjam willkommen zu heissen. Bei dieser Gelegenheit erhalten sie, ein für den Alltag nützliches Geschenk (Dynamo-Taschenlampe) und ein paar Süssigkeiten.

Am Abend machten Pina und ich noch einen kleinen Spaziergang, denn sie musste sich von den vielen Zahlen, mit der sie bei der Kontrolle der Buchhaltung konfrontiert wurde, etwas erholen. Wir erfreuten uns am wunderschönen Sonnenuntergang über den Reisfeldern auf dem Weg zum „Dodda Gosai Ghaat“.

Licht am Ende des Tunnels…

Auch heute Morgen war es wieder ziemlich kühl für indische Gegebenheiten, aber nach ein paar Stunden Sonnenschein erreichte das Thermometer wieder angenehme 29° C im Schatten.

Fritz und Pina sind heute wieder mit der Buchhaltung beschäftigt, diesmal machen sie sich hinter die Kostenabrechnungen der einzelnen Patenkinder.

Mayte ist mittlerweilen fertig mit der Inventur und alles ist nun wieder nach „Schweizer-Manier“ geordnet. Alle Nähmaschinen wurden eingehend kontrolliert und auf ihre Funktionalität überprüft. Die Abrechnung des Nähcenters steht noch an und wird am nächsten Sonntag in Angriff genommen.

Preethi, ein ehemaliges Patenkind, welches wir von 1996-2005 unterstützten, kommt mit ihren Baby und der Mutter auf Besuch um ganz stolz ihren Nachwuchs zu präsentieren. Sie berichtet auch von ihrem Cousin Deepu, auch ein ehemaliges Patenkind, der mittlerweile in einem 5 Stern Hotel den Einkauf leitet und nebenbei noch das MBA (Master of Business Administration) macht. Sie bittet uns, sie doch zu Hause zu besuchen und wir versprechen ihr, dass wir vorbeikommen werden, sobald wir die ganzen administrativen Arbeiten erledigt haben und etwas Licht am Ende des Tunnels sehen.

Ich habe ein kleines Problem mit der Wasserpumpe, seit 2 Stunden pumpe ich Wasser aufs Dach, es gurgelt zwar in der Leitung, aber der Tank auf dem Dach wird einfach nicht voll. Das Übel ist schnell lokalisiert, denn es hat nicht mehr genug Wasser in unserem Reservoir. Also spreche ich mit der Schwester Sunitha und sie ist gewillt uns etwas Wasser von ihrem Brunnen überströmen zulassen.

Danach mache ich mich auf den Weg zum Schreiner, denn es gibt in ein paar kleinere Sachen zu reparieren, der Chef meinte, dass er erst nächste Woche Zeit finden wird. Anschliessend besuche ich noch ein paar Schneider im Dorf um auszuloten, was sie für die Schuluniformen verlangen und stelle fest, dass diese rund 20% mehr für schlechtere Qualität verlangen. Auf dem Rückweg spricht mir ein Arbeiter der Schreinerei an und verspricht mir, in seiner Mittagspause vorbeizukommen und sich den Reparaturen anzunehmen.

Renuka und ihre Mutter kamen vorbei um sich für die Bezahlung, der schweren Operation und den benötigten Medikamenten, zu bedanken.

Am Abend nach der Schule kommen wie immer, sehr viele Kinder vorbei. Heute waren es Heena Kowsar, Kavya, Mamatha, Megha, Noorjahan, Ruskar, Selma und viele andere, nicht gesponserte Mädchen und Jungen.

Samstagswäsche!

Heute Morgen in der Früh sind schon etliche Kinder vorbei gekommen und so erfuhren wir, dass heute kein Unterricht stattfindet, weil aus politischen Gründen gestreikt wird.

Dirk und ich gehen ins Dorf, denn nach so vielen Zahlen will ich endlich indische Luft und vor allem Gerüche schnuppern! (wer schon mal in Indien war, weiss wovon ich rede 😉 ). Unterwegs werden wir immer wieder herzlich gegrüsst und überall hören wir „Hello Anty, Hello Uncle, Good Morning“! Zuerst gehen wir bei der Schule vorbei, wo wir von vielen Kinder ganz ungestüm begrüsst und belagert werden! Sie haben zwar keinen Unterricht wegen des Streiks, trotzdem sind sie aber zahlreich auf dem Schulhof anzutreffen und spielen.


Wir spazieren weiter quer durchs Dorf an die nördlichste Seite und gelangen zum Kaveri Fluss, wo der Nimishambha Tempel steht. Hier treffen wir viele Inderinnen bei ihrer Samstagswäsche an, unter anderem Mütter von Kindern, die wir sponsern. Eine von Ihnen spricht sogar Englisch und so kommen wir ins Gespräch und erfahren so allerhand. Sie erzählt nebenbei uns von ihrem Neffen, der sein Fuss gebrochen hat und bereits in einem staatlichen Spital operiert wurde, anscheinend geht es ihm nicht sehr gut und so entschliessen wir uns, bei ihm vorbeizuschauen.

In einer kläglichen Hütte treffen wir auf Nadeem, der auf einer Strohmatte am Boden liegt. Ich mache mich gleich daran, mir die Wunde des offenen Bruchs etwas genauer anzusehen und erkenne sofort, eine ganz schlimme Infektion. Ich erkundige mich, ob sie was zum Desinfizieren haben, aber es gibt nichts ausser ein wenig Watte. Wir entschliessen uns, ihn in unsere Vertrauensklinik, dem „Chandrakala Hospital“ im nahegelegenen Mysore zubringen. Dort ist kein Arzt im Dienst, somit wird die Wunde von einen Krankenpfleger desinfiziert, mit antibiotischer Salbe versorgt und ein neuer Verband angebracht. Wir bekommen einen Termin für Montag um 9.30 Uhr. Auf dem Weg nach Hause kaufen wir Nadeem noch Gehstöcke, damit er sich zumindest ein wenig bewegen kann und nicht nur immer am Boden herumliegen muss. Spät am Abend kommen wir zurück, hier ist halt etwas komplizierter und man braucht mehr Zeit um zu einen Resultat zu kommen.

In Ganjam gibt es keinen Sonntag!

Einen Sonntag gibt es für uns hier in Ganjam eigentlich nicht. Schon früh am Morgen kommt Shabeer vorbei, ihn unterstützten wir bis 2003. Ihn sehen wir regelmässig bei unserem Aufenthalt in Ganjam, denn in seiner Freizeit pflegt er im Konvent der Karmeliten Schwestern den Garten. Er ist mittlerweile beim Staat als Sportlehrer angestellt und kann somit seine Schwester, die jetzt auch ein Studium begonnen hat, sowie die ganze Familie unterstützen.

Etwas später kommen zwei Frauen mit einen verwaisten Jungen, der missgebildete Füsschen hat und unfähig ist zu gehen, er kann sich nur kriechend fortbewegen. Wir werden sie in der nächste Woche besuchen um die finanziellen Verhältnisse abzuklären. Das hört sich jetzt vielleicht etwas komisch an, aber nicht selten kommt es vor, dass sich Leute als Arm ausgeben und um unsere Unterstützung bitten.

San Roshan, den wir zwischen 1996-2003 unterstützten und von dem wir lange nichts mehr gehört hatten, besuchte uns heute überraschend um einfach „Hallo“ zu sagen und sich nochmals für die erhaltene Unterstützung zu bedanken. Er arbeitet jetzt als Laborgehilfe im 30 Km entfernten Mandya.

Heute ist Mayte mir der Buchhaltung der Nähschule beschäftigt. Elizabeth hat hier wiederum sehr gute Arbeit geleistet und es gab nichts zu bemängeln. Anbei mal ein Überblick was unsere Nähschule während dem letzten Jahr so alles produziert hat.

  • 66 Panjabi‘s
  • 48 Pullover
  • 43 Hemden und Hosen
  • 48 Schuluniformen
  • 22 Uniformhemden und Blusen

Von Venkateswari Balaji beschützt…

Von der Gottheit „Venkateswari Balaji“ beschützt fahren wir heute wieder mit Nadeem ins Spital. Der Arzt meinte, es sei eine gute Idee gewesen ihn vorbeizubringen, denn die Infektion ist schlimm. Er verordnet ihm Antibiotika und Nadeem muss nun 2x wöchentlich ins Spital gehen um die Wunde zupflegen und neu zu verbinden. Als wir im Spital waren ging Fritz auf die Post und erledigte diverse Einkäufe in der Stadt.

Am Nachmittag als wir wieder in Ganjam sind kommt uns unser ältestes Sorgenkind Amma besuchen, sie ist 89 Jahre alt und ein Kapitel für sich. Mayte war zum Beispiel einmal mit ihr beim Augenarzt, da sie sehr schlecht sieht, als sie aber erfahren hat was es kosten würde, hat sie dankend ausgeschlagen und meinte: für das was sie noch zu tun hat, sehe sie noch genügend und übrigens müsse der Augenarzt nicht meinen, weil Weisse dabei seien, müsse er uns übers Ohr hauen.

Am Nachmittag erklärte Fritz der Pina noch diverse Sachen was die Buchhaltung betrifft, zudem führte er noch diverse Listen nach und ergänzte sie.


Am Abend machen Mayte, Pina und ich einen kleinen Spaziergang und auf einmal steht ein kleiner Junge vor uns, spricht wie ein Wasserfall auf Hindi auf uns ein und gestikuliert ganz wild mit seinen Händen und zeigt immer wieder auf seine Nase. Er kommt uns sehr bekannt vor, aber es dauert eine Weile bis wir erkennen, dass es Govinda ist. Es ist 10 Jahre her, als ich ihn das erste Mal im Dorf angetroffen habe, damals war er noch ein Baby und er hatte eine schreckliche, durch eine Infektion entstellte Nase, die dann in der Chandrakala Klinik operiert wurde. Er begleitet uns auf dem Weg zurück zum Konvent und auf einmal fängt er an etwas von Jesus zu reden und rennt davon, ein paar Minuten später ist er wieder da, mitsamt seiner Schwester und der Mutter und schenkt mir eine Jesus-Statue zum Dank, da ich mich damals um ihn gekümmert habe.

Klassischen indischen Tanz…

Pina und ich gehen heute Morgen mit den ÖV, d.h. mit Rikscha und Überlandbus, nach Bannimantap ans P.U.C (Pre University College) wo wir vom Patenkind Venu an die Schulfeierlichkeiten eingeladen wurden. Venu, den wir seit 1997 unterstützen, wird klassischen, indischen Tanz vorführen. Natürlich lassen wir uns diese Darbietung nicht entgehen, zudem sehen wir uns noch ein paar andere Aufführungen an und gehen anschliessend nach Mysore, wo wir noch einige Kommissionen zu erledigen haben. Am späteren Nachmittag treffen wir anschliessend noch auf Mayte und Elizabeth, die auch in Mysore sind um Kommissionen für das Nähcenter zu machen.

Fritz hütet in Ganjam das Office und kümmert sich um das „Daily-Business“, zudem schliesst er die Buchhaltung erfolgreich mit einem kleinen Überschuss zu unseren Gunsten ab. Es kommen immer wieder Patenkinder vorbei, entweder alleine oder mit ihren Müttern. Entweder um sich für die erhaltene Unterstützung zu bedanken oder einfach nur weil sie gehört haben, dass „Uncle-Fritz“ eine grosse Dose mit Süssigkeiten in seinem Büro stehen hat. Heute waren Selman, Shama, Mubeetaj, Rakesh Singh, Abhilasha und viele andere zu Besuch. Zudem kamen Prema, eine ehemalige Mitarbeiterin der Nähcenters und Schwester Vimal Grace, die nach Mysore versetzt wurde, auf einen kleinen Schwatz vorbei.

Mayte gab den ganzen Vormittag Unterricht in der Nähschule und am Nachmittag besuchte sie die Singer-Vertretung, wo sie diverses Verbrauchsmaterial, wie Leder-Antriebsriemen, Maschinenöl und andere Ersatzteile organisierte. Danach ging es nach Mysore auf den Markt um diverse Kleinigkeiten für das Nähcenter einzukaufen.

Heute ist indischer Nationalfeiertag!

Heute ist indischer Nationalfeiertag und damit Schulfrei, aus diesem Grund erwarten wir im Verlauf des Tages einen Ansturm von Kindern…

Wie immer am Morgen bin ich damit beschäftigt den Wassertank auf dem Dach mit Quellwasser nachzufüllen, dazu schalte ich einfach die Pumpe an, setze mich auf die Treppe und warte bis der Tank überläuft. Je nachdem wie viel Wasser wir am Vortag verbraucht haben, dauert es mehr oder weniger lang und somit habe ich etwas Zeit, das rege Treiben zu beobachten. Wie jeden Morgen kommen die Eichhörnchen auf der Mauer entlang gehuscht, heute jedoch sitze ich bereits mit der Kamera im Anschlag.


Pina, Schwester Sunitha und ich gehen ins Dorf und haben vor verschiedene Familien zu besuchen. Es scheint aber fast ein Ding der Unmöglichkeit, denn immer wieder werden wir aufgehalten und mit diversen Sorgen und Problemen des täglichen Lebens konfrontiert.

Z.B. holt uns eine Frau in ihre Hütte und erzählt uns von ihrem Aids kranken Mann und da sie kein Geld haben um die benötigten Medikamente bezahlen zu können. Wir fragen nach dem ärztlichen Befund und den Unterlagen, da es Pina interessiert, wie viel T4 Zellen er hat und wie hoch die Virenbelastung ist. Leider hat der Mann alles verbrannt aus Angst, dass irgendjemand herausfinden könnte an welcher Krankheit er leidet. Wie überall ist leider auch hier, AIDS ein Tabu-Thema. Wir entschliessen uns, ihn am nächsten Montag mitzunehmen um die Angelegenheit mit dem Arzt zu besprechen, da wir sowieso mit andern Patienten nach Mysore fahren müssen.


Im Haus gegenüber besuchen wir Lakshmi und ihre beiden Kinder, Mohan Kumar und Sahanna, welche gemeinsam ihr Einkommen durch die tägliche Produktion von 2000 Räucherstäbchen bestreiten und dafür mit 28 INR, respektive 0.60 CHF entlohnt werden. Sie bittet uns ihren Sohn, Mohan Kumar, der bald in die 1. Klasse muss, zu unterstützen. Wir versichern ihnen, dass wir helfen werden und sie auf uns zählen können.

Nachher besuchen wir Selman und seine Mutter, welche bereits am Vortag bei uns vorbei kamen und um Unterstützung baten. Sein Bruder wurde bereits von uns unterstützt, jedoch mussten wir die Unterstützung aufgeben, weil er immer die Schule schwänzte, keinerlei Interesse zeigte und mittlerweile als Hilfsautomechaniker arbeitet. Selman hingegen möchte unbedingt zur Schule gehen und er hat uns versprochen es nicht seinem Bruder gleich zu tun. Somit sichern wir ihm unsere Unterstützung zu und hoffen, dass er es ernst meint und sein Bestes geben wird.

Weiter geht es zu Yassin, der nicht laufen kann und nur herum kriecht. Mit seinen Füsschen stimmt was nicht, auch reagiert nur schlecht auf akustische und visuelle Reize. Am nächsten Montag nehmen wir ihn gleich mit ins „Chandrakala Spital“ um abzuklären, was die Ursache sein könnte.

Auch die Familien von Ume Kulsum, Fairose Khan und Neha Angum haben wir besucht und sind zum Entschluss gekommen auch sie zu unterstützen.

Ashwini kann sich besonders glücklich schätzen, denn sie durfte den Verwendungszweck des Geldes, welches ihr Patenonkel zusätzlich zur Verfügung gestellt hat, selber entscheiden. Eigentlich wollte sie schon immer einen Hund, aber trotzdem hat sie sich für ein Fahrrad entschieden, welches sie für die Bewältigung des Schulweges gut gebrauchen kann. Ein solches Fahrrad, ohne 15-Gangschaltung und sonstige Extras kostest hier 75.- CHF. Sie und ihr Vater gingen selber in die nächst gelegene Stadt Mysore um das Fahrrad zukaufen und als sie zurückkamen, präsentierte sie es uns ganz stolz.

Wie jeden Tag kommen Verschiedene nach der Schule oder getaner Arbeit bei uns vorbei, sei es um einfach „Hallo“ oder „Danke“ zusagen.

Radha, eine ehemalige Schülerin und nachherige Mitarbeiterin im Nähcenter berichtet uns, dass sie nun eine feste Anstellung als Schneiderin gefunden hat und nun den stolzen Verdienst von monatlich 3350 INR nach Hause bringt.

Chaya, ein ehemaliges Patenkind kommt mit ihrem Verlobungsalbum vorbei und will uns an ihrem Glück teilhaben lassen.

Die 18 jährige Mahalakshmi teilt uns mit, dass sie die Prüfung des 2. PUC leider nicht bestanden hat, sie versichert uns aber, dass sie diese im nächsten Jahr nachholen wird. Zudem erzählt sie uns, dass sie sich vor ein paar Wochen verlobt hat und im Mai heiraten wird.

Bis jetzt haben wir für Prashanth nur die Schulbücher bezahlt, aber da die Familie in einen finanziellen Engpass geraten ist, übernehmen wir jetzt auch zusätzlich die Schulkosten.

Divya, eines unserer Sorgenkinder, welche bereits 2 mal die Prüfung des P.U.C nicht geschafft hat, dann die Krankenschwester-Schule in Mandya aus persönlichen Gründen hingeschmissen hat und jetzt in einer Kleiderfabrik arbeitet, will nicht aufgeben und es nochmals, mit eigenen Mitteln versuchen, ein Ausbildung als Krankenschwester in Mysore zu machen.

Zudem kommen Rajesh, Sneba, Syed Moshin, Tilak, Rakesh Singh, Lakshmi ….. und noch viele andere vorbei um „Hallo“ zu sagen und zu sehen wie es uns geht. Vor allem die Kleinen sind ganz süss, wenn man sieht, wie sie zur Dose mit den Süssigkeiten des „Onkel-Fritz“ hinaufschauen, ob sie wohl auf Schleckereien aus sind?

Ich werde von hinten überfallen!

Nach dem Morgenessen und dem erledigen meiner Verpflichtungen gehe ich zu Nadeem, der heute zum ersten Mal alleine zusammen mit seiner Mutter, zur Kontrolle ins „Chandrakala Spital“ nach Mysore muss. Die Gehstöcke geben ihm wirklich mehr Bewegungsfreiheit, denn heute Morgen hat er einen neuen Haarschnitt und er berichtete mir stolz, dass er es alleine bis zum Coiffeur geschafft hat. Kurz nach dem Mittag kommen sie von Mysore zurück und sie haben die Aufgabe gemeinsam, perfekt bewältigt.

Auf dem Weg nach Hause werde ich von hinten überfallen, es ist Gowinda, der auf dem Weg zur Schule ist und sich einen Spass mit mir erlaubte. Gemeinsam und Hand in Hand spazieren wir Richtung Schule, wo ich mich dann verabschiede und ihm noch einen schönen Tag wünsche.

Als ich zurück in den Konvent komme sind schon fast alle Schülerinnen und Angestellte bereit für das alljährliche Picknick am Kaveri Fluss beim Dodda Ghosai Ghat, nur die Elizabeth fehlt noch, welche aber ein wenig später auch noch eintrudelt. Ich schreibe noch etwas an meinem Bericht bis ich mich zusammen mit Fritz meinem Vater, auch auf den Weg zum Fluss mache um dann gemeinsam mit den Damen zu picknicken.

Unsere erste Team-Sitzung!

Am Nachmittag hatten wir unsere erste „Team-Sitzung“, welche von Pina geleitet wurde, es waren Mayte, Fritz, Schwester Sunitha, Elizabeth und ich anwesend. Es kommen diverse Sachen zur Aussprache und es wurden zudem kreative Vorschläge für diverse Verbesserungen gemacht. Die Sitzung dauerte 2 Stunden und hätte noch lange weitergehen können, wenn nicht draussen vor der Türe wie immer jeden Abend, viele unterstützte Kinder und andere warteten, bis wir Zeit fanden um sich ihrer Sorgen und Probleme anzunehmen.

Keine Ahnung wie alt meine Töchter sind!

Renuka kommt mit ihren zwei Töchtern Suguna und Ragini vorbei, leider kann sie uns nicht sagen wann die Beiden geboren sind. Wir schätzen, dass sie so etwa 12 und 13 Jahre alt sein müssen, da sie in die 7. respektive 8. Std. Klasse gehen. Die Mutter ist alleinerziehend, da der Vater bereits vor Jahren verstorben ist, sie könnte Hilfe sehr gebrauchen, denn sie ist sehr arm und lebt mit ihren Töchtern unter miserablen Verhältnissen. Nach einem Besuch in ihrer Hütte bestätigt sich das, was sie uns erzählt haben und wir entschliessen uns die beiden Mädchen zu unterstützen. Wir werden in Zukunft, für Schulgebühren, Bücher und die benötigten Schul-Uniformen aufkommen. Dies wird natürlich auch die Mutter entlasten, die mit ihrer Behinderung und als Gelegenheitsschneiderin nur sehr wenig verdient und sogar an dem wenigen Essen, dass sie haben, noch sparen muss. Auch Renuka wird von uns unterstützt und wird in absehbarer Zeit mit Schwester Sunitha einen Spezialisten aufsuchen.

Misslungene Katarakt-Operation!

Sowbhagya hatte vor ein paar Jahren eine Katarakt-Operation (Grauer Star) am linken Auge, wo leider etwas falsch lief und unterdessen auf diesem Auge erblindet ist. Nun sollte man das rechte Auge sobald als möglich operieren, da es auch immer trüber wird, ansonsten wird sie bald blind. Nun bittet sie uns ob wir die Kosten für die Operation übernehmen würden. Natürlich entschliessen wir und diesen Eingriff aus dem neuen Operations-Fond zu finanzieren.

Poorvika a.k.a. Jayalakshmi!

Am späten Nachmittag kam Poorvika, die eigentlich Jayalakshmi gerufen wird und noch einen kleinen Bruder hat, mit ihrer Mutter Bhavya vorbei. Sie können es sich nicht leisten ihre Tochter in die Schule zu schicken. Der Vater Swami hat sich vor einiger Zeit aus dem Staub gemacht und hat die Familie einfach sitzen lassen. Wir haben auch diese Familie besucht und uns entschlossen Poorvika zu unterstützen.

Eine Grossmutter und 4 Kinder!

Vishnu kommt mit seiner Grossmutter vorbei, die alleine 4 Kinder zu unterstützen hat, sehr arm ist und nun genötigt wird 20‘000 INR Pfand zu bezahlen um in der kläglichen Hütte wohnen bleiben zu dürfen. Dieses Geld bekommt sie nach 3 Jahren wieder zurück. Das gibt dem Eigentümer der Hütte die Gelegenheit dies Geld zu Horror-Zinsen (3% im Monat) zu verleihen und somit kann er in dieser Zeit sein Investition mehr als zu verdoppeln. Hier müssen noch verschiedene Abklärungen gemacht werden.

Ein Email aus Bangalore…

Es hat sich bis ins 150 Km entfernte Bangalore herumgesprochen, dass wir wieder in Ganjam sind, denn heute erhielten wir das erste Mal ein Dankesschreiben eines unserer ehemaligen Patenkinder via Email.

Date: Fri, 28 Jan 2011 18:17:13 +0530 (IST)
From: mariejosephp@yahoo.co.in
Subject: THANK U…………………………
To: info@1x1indien.org

Dear Uncle & Aunt,

Greetings for the day……….

I hope your keeping well and it was nice to here that you are in India. It’s a pleasure to communicate and to say Thank U……………….through this mail for the all the things u have done to me and for my family at the right time because of which we have got a way to earn our daily bread and to take care of our parents. Without which it was impossible for me to be what I am today. It’s only because U and my god mother SONIA I was able to complete my graduation and to find a job. Currently I am working as a Team Leader – Purchase for a five star category hotel (THE LALIT ASHOK) Bangalore and I am doing a Graduate Diploma in Materials Management from the Indian institute of materials Management on evening sessions. This was all possible only because of U people and the credit go’s to my god mother Sonia for supporting me financially for my education and for threating me as her own son.

I would like to thank one and all who are the part of 1×1 Indien who came together stood as an organization and helped thousands of children to grow, learn and showed the way to lead there life. I hope the good work continues and lot of children like us will be benefited in future.
Convey my heart full regards to Sonia aunty and family.

With lots of love & Thanks

DEEPU

Liebe Onkel & Tante,

Grüsse für den Tag………

Ich hoffe es geht euch gut und es war schön zu hören, dass ihr in Indien seid. Es ist mir eine Freude mich mitzuteilen und Danke zu sagen……….. durch dieses Email für all die Sachen, die ihr für mich und meine Familie in der richtigen Zeit getan habt, dadurch hatten wir die Gelegenheit unser tägliches Brot zu verdienen und unsern Eltern sorge zu tragen. Ohne dies wäre ich heute nicht was ich bin. Es war mir nur wegen Euch und meiner Patentante Sonja möglich, dass ich meine Abschlussprüfungen vollenden und eine Arbeit finden konnte. Momentan arbeite ich als Gruppenleiter im Einkauf für ein 5 Stern Hotel (THE LALIT ASHOK) in Bangalore und ich mache ein weiterführendes Diplom beim einem indischen Institut für Materialbewirtschaftung an der Abendschule. All dies war nur möglich wegen Euch und die Ehre gebührt Sonja, meiner Patentante, für die finanzielle Unterstützung während meiner Ausbildung und die mich immer wie ihr eigener Sohn behandelt hat.

Ich möchte mich nochmals bei allen, die Teil von „1×1 für Indien“ sind und zusammen als Organisation tausenden von Kindern geholfen haben, zu wachsen, lernen und uns einen Weg zeigten, das Leben zu meistern. Ich hoffe ihr führt die gute Arbeit weiter und dass viele Kinder wie wir, davon in Zukunft profitieren werden.

Übermittelt meiner Patentante und Famile recht herzliche Grüsse.

Mit viel Liebe & Dank

DEEPU

Ferien im Gefängnis…

Es kamen natürlich noch weitere Leute vorbei, z.B. Jagadish J.S. der in die 7. Klasse geht mit seiner Mutter Lakshmi, die uns um Unterstützung bittet. Wir führen ein längeres Gespräch mit ihnen und sie erzählt eine merkwürdige Geschichte. Ihr Mann sei im Gefängnis für einen Mord, den er nicht begangen hat, zwischendurch erhält er Urlaub und kommt nach Hause zu seiner Familie. Schwester Sunitha, Elizabeth und wir haben noch nie gehört, dass man in Indien, Ferien im Gefängnis bekommt. Somit müssen wir in diesem Fall noch detailliertere Abklärungen treffen und Schwester Sunitha wird dies in die Hand nehmen.

Die neunjährige Fariya, Prima Kumar, Amrutha fragen auch um Unterstützung für die Ausbildung, da es sich ihre Eltern finanziell nicht mehr leisten können ihre Sprösslinge weiter zur Schule zu schicken. Wir entschliessen uns somit gleich Morgen, die betroffenen Familien zuhause zu besuchen.

Abschiedsfest mit Tränen!

Irgendetwas war heute Nachmittag anders als sonst! Es waren immer ziemlich viele Mädchen im Vorgarten des Konvent und übten in kleinen Gruppen verschieden Arten von Tänzen. Als es dann langsam Dunkel wurde, waren sie alle verschwunden und ich dachte mir nichts mehr dabei. Gerade als wir anfangen wollten unser Abendessen vorzubereiten, klopfe es an der Türe, es war Schwester Sunitha, sie meinte wir sollen doch bitte alle hinüber in den Konvent kommen, denn sie hätte eine Überraschung für uns.

Als Fritz, Mayte, Pina und ich im Konvent an kamen, waren viele unsere Patenkinder, einige ihrer Eltern, Elizabeth, Lakshmi und alle Schwestern anwesend. Die Mädchen waren alle sehr festlich angezogen und geschmückt und sahen so ganz anders aus, als in ihren Schuluniformen.

Die Schwester Sunitha hatte zusammen mit den Kindern eine kleine Tanz-Aufführung als Abschiedsgeschenk zur Ehren von Fritz vorbereitet. Denn mein Vater, ist dieses Jahr das letzte Mal in Indien und will in Zukunft etwas kürzer treten.





Es war ein durchaus gelungener Abend, alle haben sich köstlich amüsiert und wir genossen die verschiedenen ausdrucksvollen Tänze, die von den Mädchen aufgeführt wurden. Auch uns unser diesjähriges Geschenk, die Dynamo-Taschenlampe, wurde sehr kreativ bei einem der Tänze eingesetzt.

Am Schluss der sehr liebevoll gestalteten und sehr gelungenen Veranstaltung, wollten noch alle auf einem Foto mit dem „Onkel Fritz“ verewigt werden. Alle waren traurig und konnten nicht verstehen warum der Onkel jetzt nicht mehr zu ihnen kommen wird und zum Teil flossen sogar Tränen…

Ein richtiger Sonntag!

Ein richtiger Sonntag, zuerst waren wir in der Kirche, vor allem um bei dieser Gelegenheit, unterstütze Kinder und ihre Eltern zutreffen. Dann machten wir einen kleinen Spaziergang zum Mausoleum von Tipu Sultan, dass gleich um die Ecke und zu Fuss in 15 Min erreichbar ist. Auf dem Gelände werden wir von einem Herrn angesprochen und er stellt sich vor als Shabir Khan und sagte, dass „1×1 für Indien“ seine Tochter Shabiha unterstützt. Er arbeitet hier als Oberaufsicht auf dem Gelände und führt uns herum, erzählt uns allerlei Interessantes, öffnet uns den Touristen normalerweise verschlossene Räume und zu guter Letzt werden wir noch zu einem Tee eingeladen.

Wieder „Zu Hause“ wird noch an etwas an unserem Bericht geschrieben und die weiteren Aktivitäten des Tages geplant, denn wir wollten am späteren Nachmittag, zusammen mit Schwester Sunitha noch ein paar Familien besuchen, die um unsere Hilfe und die Unterstützung ihrer Kinder gebeten haben.

Zum Mittagessen sind wir bei den Schwestern im Konvent zum eingeladen und wir geniessen es. Es gibt Suppe, gebratenes Huhn, Reis mit scharfer Currysauce, Bohnen, Salat und zum Dessert noch eine Art „indische Karamelköpfchen“.

Kurz nach dem Essen kommt Tabassum, die Tante von Nadeem, vorbei um Pina ein Mehndi, eine kunstvolle ornamentale Körperbemalung mit Henna, zu machen. Diese erfolgt zu kosmetischen oder rituellen Zwecken und ist schon seit dem Altertum bekannt und bereits nach 40 Minuten ist das Kunstwerk vollbracht. Im Gegensatz zu echten Tätowierungen verblassen Mehndis innerhalb von 2 – 3 Wochen, da nur die sich stetig erneuernde Oberhaut eingefärbt wird.

Kaum war das Mehndi fertig, kommt auch schon Schwester Sunitha und Elizabeth vorbei, mit denen wir ja noch etliche Familien, die um unsere Unterstützung gebeten haben, besuchen wollten. Einigen Familien können wir die Unterstützung ihrer Kinder zusichern. Leider können wir nicht alle unterstützen und müssen uns auf die Ärmsten der Armen konzentrieren. Diese Besuche sind sehr eindrucksvoll, herzzerreissend und realitätsnah, somit bekommen wir wirklich mit wie diese Menschen ihres Lebenslage tagtäglich bewältigen. Obwohl wir einen klaren Plan haben, wenn wir besuchen wollen, werden wir immer wieder da und dort aufgehalten, in die Hütten gebeten, mit Elend, misslichen und fast ausweglosen Lebensumständen konfrontiert und um Hilfe gebeten.

Und wieder geht’s in „Chandrakala Spital“

Pina und ich gingen heute mit unserem neuen Patienten Yassin, von dem wir bereits letzten Mittwoch berichtet haben, ins „Chandrakala Spital“, zudem nahmen wir noch Nadeem mit, der zu seiner regelmässigen Kontrolle musste. Leider ist der an Aids erkrankte Mann nicht wie abgemacht, in den Konvent gekommen, um gemeinsam mit uns nach Mysore zu fahren.

Der Arzt teilte uns mit das Nadeem’s Wunde sehr gute Fortschritte machte, heute werden die Nähte entfernt und er bekommt einen neuen Gips. Es wird aber noch mindestens 3 Monate dauern bist die Wunde komplett verheilt ist und eventuell braucht er sogar noch eine Hauttransplantation. Jetzt ist nur noch zu hoffen, dass Nadeem regelmässig zu Kontrolle nach Mysore ins „Chandrakala Spital“ geht und die Wundpflege nicht vernachlässigt wird.

Yassin, der ja nicht laufen kann, scheint ein neurologisches Problem zu haben und somit werden wir an das „JSS Medial College Spital“ verwiesen, bis wir da allerdings angekommen sind, hatte der Anmeldeschalter für neue Patienten bereits geschlossen. Es eilt ja nicht unbedingt und somit werden wir Schwester Sunitha beauftragen mit Yassin und seiner Mutter, mal bei Gelegenheit das Spital aufzusuchen.

Schwester Sunitha’s neuer Laptop…


Mit sichtbarer Freude nimmt Schwester Sunitha, den gesponserten Laptop entgegen und macht sich gleich daran in auszuprobieren. Mittlerweile haben sie im Konvent sogar einen ADSL-Anschluss und wir hoffen somit auf regen Austausch von Informationen. Obwohl sie noch kein Computer-Freak ist, hat sie es doch schon einigermassen im Griff. Sollten irgendwelche Probleme auftreten, so steht ihr Hemanth Kumar jederzeit mit Rat und Tat zu Seite und gibt ihr gerne Nachhilfeunterricht.

Schwester Dulia überrascht uns!


Wir können es kaum glauben, denn plötzlich stand Schwester Dulia vor der Tür! Sie kam den weiten Weg, von Kudulur im Süden Karnataka’s, hierher nach Ganjam und das extra wegen uns, leider verpasste sie Mayte und Fritz nur knapp. Schwester Dulia ist mit ihren 72 Jahren immer noch topfit und lustig, wie eh und je. Es freut uns sehr sie nach so langer Zeit wieder zusehen, denn sie war eine der ersten Schwestern, die uns zugeteilt wurde und war während unserer Abwesenheit zuständig für „ 1×1 für Indien“, bis sie dann vor 8 Jahren versetzt wurde. Es ist hier bei den Karmeliten Schwestern üblich, dass sie normalerweise alle 2 Jahre, in einen anderen Konvent, versetzt werden. Leider ist das für uns nicht sehr vorteilhaft, da wir alle 2 Jahre eine neue Schwester zugeteilt bekommen, die „1×1 für Indien“ vertritt und somit neu eingearbeitet werden muss.

Die Leiterin der Nähschule…

Elizabeth sollte auch mal erwähnt werden, sie ist die Leiterin der Nähschule und eine unserer Vertrauenspersonen, wenn es um Fragen geht, welche die Familien im Dorf betreffen. Früher war sie wegen ihrer Pigmentfehler eine Ausgestossene, seit sie aber für uns arbeitet, geniesst sie ein sehr hohes Ansehen im Dorf und jeder hat Respekt vor ihr, mittlerweile ruft man sie nur noch „Madam“.

Wenn Man/Frau eine Chance bekommt…


Jyothi M. die immer schon Lehrerin werden wollte, präsentierte uns heute stolz ihr erstes Diplom (D. Ed / Diploma in Education), welches sie letztes Jahr im August erfolgreich gemeistert hat. Wir sind sehr stolz auf sie und es beweist wieder einmal, dass wenn man/frau eine Chance bekommt, diese als solche erkennt und auch gewillt ist etwas daraus zu machen, man/frau durchaus etwas erreichen kann. Wir wünschen Jyothi M. alles Gute auf dem weiteren Weg ihrer Ausbildung.

Lakshmi, unsere Haushaltshilfe…

Auch Lakshmi unsere Haushaltshilfe verdient es hier einmal erwähnt zu werden, sie ist eine treue, dankbare Seele und arbeitet bereits seit 12 Jahren für uns. Bei unserer Anwesenheit vor Ort, kommt sie 3-mal wöchentlich vorbei macht unsere Wäsche, putzt und sorgt für Ordnung im Haushalt. Während unserer Abwesenheit ist sie nur sporadisch für den Unterhalt und die Reinigung der Nähschule zuständig.

Tragische Situationen und Lebensumstände!

Die Situation, respektive die Lebensumstände hier, sind schon tragisch, wenn man es mit den Augen eines Europäers betrachtet. Die Hütten bestehen im besten Fall aus 4 Mauern, einer Tür und sind mit einem Lehmboden ausgestattet, darüber hat es meistens ein Wellblechdach. So ein Hütte hat in der Regel etwa 15m2 und besteht aus Küche, Wohn- / Schlafzimmer und einem Waschraum und ist zum Teil mit einem 2-türigen Schrank und 2 Plastikstühlen ausgestattet. Alle schlafen im selben Raum nebeneinander auf Strohmatten, so das nachts kein Millimeter mehr frei ist. Am Morgen werden dann die Matten wieder zusammen gerollt „Et Voila“ haben wir ein Wohnzimmer.

Hier gibt es für die untersten Schichten keine AHV, IV, Krankenkasse oder sonstige Versicherungen, so dass, wenn ein Familienmitglied krank wird und man für Operationen, Medikamente und anderes aufkommen muss, es die meisten Familien in den direkten Ruin treibt, weil oft das Geld fehlt. Das geht dann meist zu Lasten von Essen und Kinder müssen oft die Schule abbrechen, weil man sich die Gebühren nicht mehr leisten kann und sie zudem gezwungen sind Geld zu verdienen, denn das Herstellen von Räucherstäbchen reicht nicht aus um eine Familie über Wasser zu halten.

Die 12-16 jährigen Knaben die plötzlich zu Familienoberhäuptern werden, weil ihre Väter gestorben, dem Alkohol verfallen oder einfach abgehauen sind und ihre Frauen und Kinder einfach im Stich liessen.

In ihrer ganzen Verzweiflung, Armut und tragischer Aussichtslosigkeit, gibt es sogar welche, die ihre Situation noch schlechter darstellen als sie überhaupt schon ist, aus Angst keine Hilfe zu bekommen. Dabei ist schon ihre Realität so was von tragisch, dass es in unseren Augen eigentlich gar nichts Schlimmeres als solche Lebensumstände geben kann.

Wucherzinsen!

Shoba hat bei ihrem Onkel ein Darlehen von 25‘000 INR aufgenommen, welches zum jetzigen Zeitpunkt in etwa 540.- CHF entspricht. Mit diesem Geld hat sie sich die Ausbildung zur Lehrerin finanziert, welche sie vor kurzem erfolgreich abgeschlossen hat und nun auf der Suche nach einer Anstellung ist.

Der Zins dieses Darlehens beläuft sich auf 3% im Monat, d.h. 750 INR und wobei man bedenken muss, dass von der 4 köpfigen Familie, momentan nur ihr Bruder eine Arbeit hat und 100 INR im Tag verdient. Damit ist knapp die Zahlung der Zinsen zu bewältigen und vorerst an eine Rückzahlung des Darlehens gar nicht zu denken.

Wir haben vertrauen in Shoba und sie verspricht uns 1000 INR im Monat zurückzuzahlen sobald sie einen Job gefunden hat. Wir werden mit dem Onkel reden und ihm einfach das Darlehen zurückzahlen, somit hat Shoba zwar immer noch Schulden, kann aber direkt mit der Rückzahlung des Darlehens beginnen, da wir keine Zinsen verlangen.

Wir treffen ein alten Bekannten!

Bei einem weiteren Besuch im „Chandrakala Spital“ treffen wir einen alten Bekannten an, es ist der von uns im Jahr 1999 gesponserte Krankenwagen, ein Maruti Suzuki Omni XL. Er macht noch einen sehr guten Eindruck und zeigt nach all diesen Jahren und diversen Einsätzen praktisch keine Abnutzungserscheinungen ausser ein paar Kratzer und ich denke er wird uns, respektive dem Spital noch lange erhalten bleiben und weiterhin sein Dienst verrichten.

Was wir in der Nähschule so alles herstellen…

Folgend nun eine kleine Auswahl diverser Kleidungsstücke die in unsere Nähschule hergestellt werden. Die Kosten für ein solches Kleidungsstück sind relativ gering, hier nun ein paar Beispiele:


Dies ist eine typische Schuluniform für Mädchen, bestehend aus einer Bluse und einem Rock, beides zusammen kostet je nach Grösse zwischen 6.- und 8.- CHF.

Zudem stellen wir noch diverse Stricksachen für die kalte Jahreszeit her und dies zum Teil in den grellsten Farben, die den indischen Kindern so sehr gefallen. Diese Kosten je nach Machart zwischen 5.- und 7.- CHF.




Auch für die warme Jahreszeit machen wir verschiedene Arten von Kleidchen und andere Sachen, welche sich im Preisrahmen von 5.- und 7.- CHF bewegen.




Es ist Zeit wieder nach Hause zu gehen…

Nun ist es an der Zeit uns auf den Weg in Richtung Heimat zu machen. Wir verabschieden uns von allen in Ganjam und vertrösten sie auf unseren nächsten Besuch in etwa einem Jahr. In der Zwischenzeit wird sich Schwester Sunitha um die diversen Sorgen der Kinder und das „Daily-Business“ kümmern, das Meiste für uns erledigen und wenn grössere Ausgaben oder etwas Spezielles ansteht mit uns in Verbindung treten.

Liebe Freunde vom „1×1 für Indien“

Eigentlich habe ich schon ein richtig schlechtes Gewissen, dass ich noch nicht viel über die Schicksale der Menschen geschrieben habe, denen ich tagtäglich hier in Ganjam begegne. Viele sind die Gründe warum es nicht so einfach ist jeden Tag zu berichten.

Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal die ganze Buchhaltung alleine gemacht und natürlich sind die Ansprüche an mich selber sehr hoch, darum hat es auch etwas länger gedauert bis wir fertig waren.

Es ist auch nicht einfach, sich alles von Sr. Sunitha übersetzen zu lassen, denn die Quittungen sind meistens auf Kannada geschrieben, wir notieren uns dann alles auf Deutsch und die Unterhaltung zwischen uns zwei ist wiederum auf Englisch.

Aber nun habe ich es geschafft und bin sehr Glücklich über das Resultat. Vielen Dank an Dirk für die Umsetzung der doppelte Buchhaltung, denn nun haben wir einen sehr guten Überblick und das nächste Mal werden wir sehr viel Zeit sparen können.

iKaiChila!

Die Nähschule vom „1×1 für Indien“ hat den ersten Kunden von Übersee. Aus Spanien haben wir eine Bestellung von 50 „iKaiChila (Kai = hängen, Chila = Tasche in Kannada und am Anfang das i=wegen dem Hype,) erhalten.

P. H. aus M. schrieb uns folgendes:

Ich möchte einen „handfesten Bezug“ zu Eurer Arbeit in Indien herstellen, und gerne meinen Gästen eine kleine Idee davon vermitteln, was Ihr da macht, und das es eine Unterstützung wert ist.

Ich habe mir vorgestellt, dass es den Mädchen in der Nähschule auch ein Ansporn sein könnte „europäische Geschäftsbeziehungen“ zu erhalten.

Dazu hätte ich gerne ein kleines Ding, dass man vielleicht als Schlüsselanhänger, oder an den Innenspiegel im Auto oder ähnliches anbringen kann, so dass der Blick immer wieder darauf fällt und ins Gedächtnis kommt, woher es kommt, bzw. die Geschichte dahinter sehen. Ich möchte dies gerne zusammen mit einem Flyer von Euch und einigen erklärenden Worten zum Urlaubbeginn an meine Gäste verteilen.

Wir haben uns Gedanken gemacht und Pina ist spontan auf die gehäkelten Täschchen gestossen, welche die Mädchen in der Nähschule fertigten und per Zufall ein iPhone perfekt reinpasst, unserer Bekannten hat die spontan Idee sehr gut gefallen…

P. H. aus M. schrieb uns:

Das ist eine superkalifragilistischexpialigorische Idee!
(Dieses geile Wort ist aus Mary Poppins geklaut 🙂 )

Jetzt gefällt es mir richtig gut!

Via PayPal haben wir bereits die vollumfängliche Zahlung der Ware erhalten. Da wir Morgen eh wieder nach Mysore gehen, werden wir auch gleich den entsprechenden Garn in den Lieblingsfarben der Kundin organisieren und wenn alles klappt haben wir mit „Wochenendarbeit“ die 50 „iKaiChila“ in einer Woche fertig, so dass wir sie mit nach Hause nehmen und uns Porti nach Spanien sparen können.