Archiv der Kategorie: 2014 Januar

Adressensuche von Kindern in Ganjam?

Wenn wir, wie jedes Jahr in Ganjam sind um nach dem Rechten zuschauen, kommen die Leute in Scharen zu uns.

Meistens sind es Mütter, die um Unterstützung für die Einschulung ihrer Kinder bitten. Wir nehmen jeweils die Adresse und ihre detaillierte Geschichte auf.

Nicht wenig Sorgen bereiten uns jeweils die Adressen, die Beschreibungen sind zum Teil so verwirrend, wie die von Lavanya:

Dritte Strasse nach dem Nimishamba Tempel rechts, in der Nähe des Hauses von Mammatha, dann 3. Strasse nach links, in der Nähe des Hauses von einem andern unterstützten Kind, dass links von ihm wohnt…

Die Strassen und Gässchen haben zum Teil bestimmte Namen, nur die Schilder sind schwer zu finden und wenn, dann kann man sie nicht lesen. Am besten begibt man sich einfach auf die Suche und fragt sich durch, wo das Haus sein könnte. Die Menschenmenge die jeweils mit uns läuft wird immer grösser, da und dort werden wir angehalten um in ein klägliches Häuschen oder eine Palmblätterhütte geführt und um Hilfe gebeten zu werden.

Es ist hart und nicht einfach, nein sagen zu müssen, denn unsere finanziellen Möglichkeiten sind begrenzt.

Trotz allem haben wir immer die Kinder und ihre Häuschen gefunden. Diesmal hat Dirk sogar mit seinem GPS die jeweiligen Koordinaten aufgenommen um in Zukunft unsere Wege leichter wieder zu finden.

Noch mehr Kinder!

Wie jedes Jahr gibt es viele neue Kinder die wir aufgenommen haben und in irgend einer Weise unterstützen, vorwiegend sind dies Auslagen für Essen, Kleider, Bücher, Schul- und Prüfungsgebühren, Transportkosten (um überhaupt in die 25 Km entfernte, höhere Schule zu kommen) oder medizinische Versorgung und Operationen.

Anbei einige Portraits der Kinder, Vikram Singh, Anthony Raj, B. B. Ayesha, Brinda Joyce, Darshan I, Darshan ll, Drushanth, Dyan Sujan, Gayathri, Janani, Kusuma, P. Danalakshmi, Padmini, Ramya, Ruby Priya, Rumana, Samuel, Santosh, Shakthi Priya, Shashankar, Shyla Kumari, Sindhu und Stalin J.


 

Immer wieder Buchhaltung…

In den letzten paar Tagen haben wir uns am Morgen fast ausschliesslich mit all den angefallenen Quittungen auseinandergesetzt und die Buchhaltung des letzten Jahres gemacht. Man kann sich ja gut vorstellen, was da während eines Jahres sich so alles ansammelt und zusammen kommt. Bis man ~1000 Quittungen und Belege kontrolliert und buchhalterisch erfasst hat, dauert es eine Weile.

Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Buchhalter-Team und zusammen mit Schwester Sunitha macht es sogar richtig Spass, sich durch all die zum Teil eher kryptisch anmutenden Zettel und Rechnungen (die meisten sind in Kannada oder Hindi und müssen auch übersetzt werden) zu wühlen, zu ordnen, zu erfassen und abzulegen!

Hinter jedem Zettel oder Beleg steht eine kleine Geschichte und wir rekapitulieren die Geschehnisse mit Interesse, welche sehr viel dazu beitragen, die Menschen hier besser zu verstehen.

Kinderaugen!

Tagtäglich kommen Mütter, Grossmütter, Tanten, Schwestern, auf jeden Fall vor allem Frauen, welche um Unterstützung für die Einschulung ihrer Kinder anfragen.

Während dem die Schwester mit ihnen redet und ich auf die Übersetzung warte, beobachte ich die Kinder aufmerksam.

Drei bis fünf Jährige, stehen kerzengerade vor mir, einige scheue Kinder möchten sich am liebsten unter dem Sari (indisches Kleidungsstück) ihrer Mutter oder hinter ihr verstecken. Wenn dann das Eis gebrochen ist, fangen sie an sich herum zu schauen und staunen über die fremden Weissen und das Büro.

Mit neugierigen, unschuldig, schönen, grossen, dunklen Augen, die manchmal bewundernd, fragend und faszinierend sich umher schauen.

In den teilweise auch ängstlichen Blicken, zeigt sich auch sehr viel Zerbrechliches und Trauriges, als ob sie den Schmerz dieser Welt widerspiegeln.

Spandana

Nach dem gestrigen stressigen Tag in Mysore (siehe Artikel: Geschenke für die Kinder) haben wir, Sr. Sunitha, Dirk und ich, heute Morgen mit der Buchhaltung angefangen und kommen gut vorwärts, zum Glück sind um diese Zeit die Kinder noch in der Schule und der Ansturm wird erst am Nachmittag erwartet, wenn sie Schulschluss haben.

Bis ca. 11:00 ging‘s ziemlich ruhig zu und her, bis wir von Spandana‘s Mutter unterbrochen wurden.

Sie bringt die Kleine vorbei die mit einer Fehlbildung des Enddarms (Analatresie) geboren wurde. Die Mutter strahlt übers ganze Gesicht und bedankt sich für die Übernahmen der Kosten: vier Operationen, Medikamente, Nachuntersuchungen und spezielle Ernährung (Sondennahrung) usw.

Spandana klammert sich schreiend und ganz fest an den Hals Ihrer Mutter und die Tränen laufen ihr herunter.

Schwester Sunitha und die Mutter versuchen sie mit „Candy“ zu beruhigen, aber das alles bringt nichts.

Das arme kleine Mädchen hat mit 2 Jahren schon vier Operationen hinter sich.

Wie viele fremde Gesichter hat sie wohl schon gesehen? Wie viele Untersuchungen, Tests und Schmerzen musste sie schon ertragen? Dass sie so viel Angst hat ist verständlich!

Am nächsten Morgen kamen sie wieder, Spandana war diesmal ganz entspannt in den Armen ihrer Mutter.

Spandana, was für ein Geschenk des Lebens!

Geschenke für die Kinder

Sr.Sunitha, die Verantwortliche für die Kinder und Elizabeth, die Leiterin der Nähschule, stehen das ganze Jahr hindurch in ständigem Kontakt mit uns.

Am Morgen nach unserer Ankunft machen wir eine Teamsitzung, um über die neusten Ereignisse informiert zu sein und die vor uns liegende, gemeinsame Arbeit zu besprechen.

Anschließend geht es Richtung Mysore um die bereits von den Kindern, sehnsüchtig erwarteten Geschenke und Süssigkeiten zu besorgen.

Im Zentrum von Mysore an der „Sayyaji Rao Road“ ist ein Geschäft nach dem anderen, sie kleben förmlich aneinander, auf dem Trottoir ist fast jeder Zentimeter belegt von den Auslagen der Strassenverkäufer, die alles Mögliche anbieten.

Es ist laut, es wird gerufen, gehandelt, die Farben, die Gerüche, die Menschenmasse…

Es scheint einfach chaotisch und ist aber im Detail sehr liebevoll ordentlich. Es ist für mich immer noch rätselhaft, wie es möglich ist, auf kleinsten Raum, so viele Waren aufzubewahren und wie schnell die Verkäufer genau das raus holen, was man ihnen beschreibt.

Diesmal sind wir auf der Suche nach Falttaschen, in denen unsere unterstützten Kinder ihre Sachen aufbewahren können.

Ich mag mich gut erinnern als wir ein Patenkind in einem bescheidenen Häuschen besuchten und die Mutter auf einen Koffer zeigte, den sie von uns bekommen hatte. Sie erzählte wie froh sie war, denn endlich würden die Mäuse keine Löcher mehr in Ihre Habseligkeiten fressen.

In Indien ist es üblich, dass man feilscht, etwas ungewöhnlich für uns, aber die Schwester und Eliza sind geübte und ausgezeichnete Verhandlerinnen, denn am Schluss haben wir die Taschen für die Hälfte des Preises bekommen. Klar, der Inhaber des Geschäfts weiss für wen die Taschen bestimmt sind, darum war er so entgegenkommend.