Archiv der Kategorie: November 2006

Ein Hilfeschrei…

Nachdem wir am 7. Februar 2006 von Ganjam abgereist sind, waren wir sehr erstaunt über das E-Mail, welches uns unsere Nähschulleiterin Elizabeth am 25. März 2005 zukommen liess.

Ein Hilfeschrei…

Daraus war zu vernehmen, dass Sr. Sunitha, welche erst seit Mai 2004 für uns tätig ist, abberufen und an einen anderen Ort versetzt werde. Da läuteten bei uns natürlich die Alarmglocken. Wir waren mit der Arbeit von Sr. Sunitha sehr zufrieden und hofften nämlich schon insgeheim, dass sie dem 3-jährigen Turnus der Transfers nicht anheimfallen würde, und nun dies!

Wir setzten uns sofort mit der Oberin von Karnataka in Verbindung und versuchten diese Versetzung rückgängig zu machen. Wir konnten uns nicht vorstellen bereits wieder im Mai für ein paar Wochen nach Ganjam zu gehen um eine neue Schwester mit ihren Aufgaben vertraut zu machen. Sie können sich vorstellen, dass es sehr lange dauert bis eine neue Kraft all die Gegebenheiten, all die Probleme und Sorgen der über hundert betreuten Kinder und deren Familien kennt und weiss wie sie am besten vorgehen und helfen kann.

Aber all unser Bitten nützten nichts, die Versetzung war beschlossene Sache und wir als Aussenstehende konnten uns sowieso nicht in die Angelegenheiten der Kongregation einmischen. Das einzig Positive an der ganzen Geschichte schien zu sein, dass an Stelle von Sr. Sunitha die Sr. Dulia nach Ganjam kommen sollte, sie die auch schon mal 1997/98 da war und sicher noch eine kleine Ahnung hatte wie das 1×1 für Indien funktionierte.

Wir konnten auch erreichen, dass die beiden Schwestern 2 Wochen zusammen waren und so die Informationen ausgetauscht werden konnten. Wir verlangten von Sr. Sunitha auch einen Rechnungsabschluss und die Übergabe an Sr. Dulia. Insofern konnten wir doch etwas beruhigt sein und in Ruhe abwarten was uns bei unserem nächsten Besuch in Ganjam vom November 2006 erwarten würde.

Der reinste Albtraum…

Nun am 17. November 2006 am Abend erreichten wir nach einer 4-stündigen Fahrt bei Dunkelheit und anhaltendem Regen unser Ziel in Ganjam. Diese Fahrt vom Flughafen in Bangalore bis hierher war mit europäischen Verhältnissen verglichen der reinste Albtraum. Obwohl die Strasse Bangalore-Mysore nun 4-spurig fertig gestellt ist, brauchten wir für die 150 km bis Ganjam diese Zeit. Dazu muss man wissen, dass man ohne richtig funktionierende Scheibenwischer fast nichts sieht, dass der alte Ambassador nicht zu den schnellsten Autos gehört und sich auf der Strasse nebst Autos auch noch Ochsenkarren, Fussgänger, unbeleuchtete Fahrzeuge und so vieles mehr befindet. Doch waren wir zufrieden, heil und unverletzt angekommen zu sein.

38 Teilnehmer im Englischkurs?

Eine der Überraschungen war feststellen zu müssen dass sich die Teilnehmerzahl an unserem angebotenen Intensiv-Englisch-Kurs schlagartig auf 38 erhöht hatte. Unsere liebe neue Schwester hat den Sinn und Zweck dieses Kurses verkannt und nach indischer Praxis so viele Schüler wie nur möglich in den Kurs integriert. Ohne unser Eingreifen wäre die Anzahl der Schüler in nächster Zeit sicher noch gestiegen. Wir besprachen uns mit dem Lehrer und reduzierten die Anzahl auf 19 Teilnehmer. Dies ist wirklich das Maximum um noch einigermassen gut unterrichten und vom Kurs profitieren zu können.

Zudem haben wir für diesen Kurs ein provisorisches Ende per November 2007 gesetzt.

Der Kurs begann im November 2004 und wir nehmen an, dass in 3 Jahren genügend Kenntnisse vorhanden sein sollten, sich im Englisch zurecht zu finden.

Ob ein neuer Kurs mit neuen Schülern angesetzt wird, muss erst noch überlegt und besprochen werden. Interessenten sind sicher vorhanden doch müssen wir auch die Kosten berücksichtigen.

Andere Nähschulen geben auf!

Eine eigentliche Überraschung aber war es nicht festzustellen, dass der von einer andern Schule angebotene Nähkurs wieder aufgegeben wurde. Das Resultat davon war, dass sich bei unserer Nähschule wieder mehr als 30 Frauen und Mädchen meldeten um an unseren Kursen teil zu nehmen. Aber wie schön früher erwähnt nehmen wir nur maximal 12 Schülerinnen auf um noch effizient unterrichten zu können. Eine Lösung würde darin bestehen am Vormittag und am Nachmittag je einen Kurs zu führen, aber dies würde unser Tailoring blockieren für die Herstellung der Uniformen und Kleider für die unterstützten Kinder.

Was unsere Tailoring-Crew leistet darauf können wir recht stolz sein, denn immer wieder erhalten wir Komplimente von Besuchern betreffend der hergestellten Sachen sowie der vorherrschenden Ordnung und Sauberkeit der Räumlichkeiten und Maschinen.

So haben sie sich denn auch eine Weihnachtsgratifikation verdient welche sie mit Freuden in Empfang nahmen.

Die Höhenlage von rund 800 m.ü.M macht sich bemerkbar…

Dass die Leute in Indien nicht nur der Hitze sondern auch kühlen und kalten Temperaturen ausgesetzt sind ist eine Tatsache. Obwohl wir hier im Süden von Indien sind, so macht sich doch die Höhenlage von rund 800 m.ü.M bemerkbar indem die Temperatur in der Nacht bis auf rund 16 Grad fallen kann. Aber bereits wenn es kühler wird und wir uns noch hemdsärmlig wohl fühlen, sieht man Leute die wie im Winter eingepackt sind um sich vor der Kälte zu schützen. So geben wir denn auch Strickjacken und Pullover an die Kinder ab.

Girija und Radha arbeiten beide bei uns im Tailoring als Strickerinnen und sind dafür besorgt, dass immer genügend Stricksachen bereit sind.

1×1 für Indien spielt Christkind

Für Überraschung sorgten aber auch wir selbst. Doch hierzu lesen Sie den nachfolgenden Artikel den wir in unserer Lokalpresse abdrucken liessen.

1×1 für Indien spielt Christkind

Wie schon so oft, waren wir auch in dieser Adventszeit wieder bei den Kindern in Indien. Und seit langem ist den Kindern bewusst, dass wenn der „Uncle und Aunty“ (Onkel und Tante werden wir genannt) vor Weihnachten da sind gibt es ein kleines Geschenk. Dieses Jahr bekam jedes der unterstützten Kinder ein grosses Frottiertuch, eine wohlriechende Seife sowie einige Süssigkeiten. Alle, ob gross oder klein, freuten sich riesig darüber.

Ein ganz besonderes Glück!

Die 8-jährige Ashwini hatte aber ein ganz besonderes Glück. Ihr Patenonkel hatte uns nämlich beauftragt sie zu fragen was sie sich zu Weihnachten wünschte. Mit ihrem ersten Wunsch, einen Hund, konnten wir uns nicht so richtig abfinden und erklärten ihr, dass so viele herrenlose, streunende Hunde gibt und sie sich doch an dessen Stelle etwas anderes wünschen solle.

Wir waren ganz überrascht, nach kurzem Überlegen kam kein Wunsch nach Schmuck, Spielsachen oder ähnlichem, nein sie entschied sie sich ganz bestimmt für Kleider und Schuhe. Obwohl während des Jahres alle Kinder die nötigen Kleider und Schuluniformen von der 1×1 für Indien eigenen Schneiderei bekommen. In unserer Nähschule durfte sie sich zwei Bekleidungen aussuchen und für die Schuhe ging sie mit der „Tante“ Mayte und Elizabeth, der Leiterin der Nähschule, zum nächst grösseren Ort Srirangapatna zum einkaufen.

Ausser den üblichen Schlüpfern die man zwischen die Zehen klemmt haben diese Kinder noch nie Schuhe besessen. Es ging nun also ans Auslesen und Probieren. Zum Schluss kam Ashwini nach hause mit 1 Paar Schuhe und Socken für die Schule, 1 Paar Turnschuhe und Socken, 1 Paar Slippers sowie einem Paar für den Sonntag. Sie strahlte über das ganze Gesicht und ihre Augen leuchteten als hätte sie einen 6er im Lotto gewonnen. Natürlich mussten Fotos gemacht werden um ihrem Patenonkel zu zeigen was sie sich gewünscht hatte.

Wenn Sie nun liebe Leser und Leserinnen meinen dies sei nun doch etwas übertrieben so bedenken Sie, dass wir im Namen des Patenonkels für die ganze Aktion den fast unglaublichen Betrag von nur ca. CHF 30.- ausgegeben haben. Nur schon die Freude und das Glück des Kindes zu erleben sind diesen Betrag mehr als wert.

Ausbildung beendet oder leider aufgegeben!

Die nachfolgend genannten Kinder respektive bereits jungen Männer und Frauen haben ihre Ausbildung beendet oder, was leider auch vorkommt, aufgegeben und können nun ohne Unterstützung von 1×1 für Indien ihre weitere Zukunft gestalten und ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Swetha Mary (links im Bild) und Anthoniamma haben beide das CC (Community College) beendet und haben ihr Diplom als „Nursing Assistance“ erhalten. Damit können sie nun eine Arbeit als Hauspflegerin oder Hilfskrankenschwester aufnehmen.

Vincent hat das ITI (Industrial Training Institute) und somit seine Ausbildung zum Elektroniker abgeschlossen.

Jesudas hat sein Studium mit dem BA (Bachelor of Arts) abgeschlossen. Er ist nach Kalkutta verreist und will dort versuchen in einem Priesterseminar seinen Traum, Priester zu werden, zu erfüllen.

Arokiaraj hat das PUC (Pre University College) beendet. Dies entspricht in etwas unserer Matura. Doch weiterhin zur Schule gehen will er nicht mehr und sucht sich deshalb eine geeignete Stelle.

Stephen Raj, Ameena Banu sowie Dhanalakshmi hatten alle drei Mühe mit der Abschlussprüfung der 10ten Klasse welche ihnen die Tür für ein weitergehendes Studium öffnen würde. Stephen Raj gab deshalb auf und die beiden Mädchen versuchten während eines weiteren Jahres, unterstützt vom 1×1, die Prüfung noch zu bestehen, doch leider ohne Erfolg.

Flavia, welche sich im dritten Jahr der Ausbildung zur Krankenschwester befand hat die Prüfungen nicht bestanden und leider ihre Bemühungen aufgegeben.

Wir bedauern, dass diese jungen Leute nicht mehr Ehrgeiz zeigen, doch leider können wir sie nur beraten und unterstützen, doch die Leistung müssen sie selbst erbringen. Wir denken aber, dass auch ihnen dank unserer Hilfe für eine gute Schulbildung die Zukunft leichter fallen wird als wenn sie überhaupt keine Schulbildung erhalten hätten, und schliesslich kann nicht jeder Schüler oder jede Schülerin ein Genie sein, wie auch bei uns nicht.

Echt traurig stimmt uns aber die Tatsache, dass Priyanka aus dem Internat ausgerissen ist und bis heute niemand weiss wo sie sich aufhält. Alle hoffen wir, dass sie sich früher oder später doch wieder bei uns oder ihrer Familie melden wird.

Der Fortschritt der Technik…

Der Fortschritt der Technik macht auch hier in der ländlichen Gegend nicht Halt. Vor zwei bis drei Jahren sah man hier die ersten Mobiltelefone in Gebrauch. Heute sind sie bereits ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil. Selbst Shanta welche bei uns im Tailoring arbeitet, in einer Palmblatthütte wohnt, nicht lesen und nur mit Mühe ihren Namen schreiben kann, ist im Besitz eines Mobiltelefons. Und dass Elizabeth als Leiterin des Tailorings eines hat, ist schon fast Ehrensache. Beiden dient das Handy aber eigentlich nur um angerufen zu werden, denn selbst anrufen kostet etwas, wenn auch nur sehr wenig.

Von der Schule muss am Mittag ein Essen abgegeben werden, was mit Hilfe der von uns aufgebauten Küche sehr gut funktioniert. (siehe dazu den Bericht: „Projekt Schulküche“) Jedoch im Kindergarten bringen die Kinder das Mittagessen selber mit oder es wird ihnen von zu Hause gebracht.