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Markt im Laufental

Am 20.Mai erhielten wir das folgende E-Mail:

„Liebe Familie Krienbühl,
Ich bin Schülerin, 17 Jahr alt, gehe in die 10.Klasse, wohne in Basel und schreibe in der Schule einen Aufsatz.
Ich habe mich entschlossen diesen über Ihren Verein zu schreiben, denn ich finde es wichtig das Menschen wie wir, die so viel schon besitzen, etwas in der Welt bewegen.
Ich bin ein grosser Indien Fan und möchte selbst mal nach Indien und auch gerne etwas für die Bedürftigen dort unternehmen. Ich habe mich für Ihre Homepage und Hilfsorganisation entschieden, weil ich all den grossen Hilfsorganisationen gegenüber recht misstrauisch geworden bin. Private oder kleinere Hilfsorganisationen finde ich etwas tolles, denn man sieht bei den meisten wie die Hilfe und Umsetzung der Spenden direkt verwendet werden. Deshalb habe ich mich nach einer kleineren Organisation in Indien umgesehen und bin so auf Sie gestossen. Ihre Seite hat mich sehr interessiert und ist sehr gut dargestellt, genau das habe ich gesucht; und das erst noch über Indien. Ich hätte noch einige Fragen an Sie, diese sind mir in den Sinn gekommen während ich Ihre Homepage durchgearbeitet habe.“

Natürlich haben wir die anstehenden Fragen gerne beantwortet und waren gespannt was sich daraus entwickeln würde. Und siehe da, das nächste Mail.

„Ich würde auch sehr gerne an dem Markt in Baselland in Laufen einen Stand mit meiner Kollegin machen und die Einnahmen Ihnen zukommen lassen, wäre dies O.K. für Sie“?

Da kann man doch wirklich nichts dagegen haben, denn Einkünfte braucht unser Verein um in Indien helfen zu können. Und hier unsere Antwort:

„Hallo Jacqueline,
Dass Ihr einen Stand machen wollt finden wir super, ist es doch für uns immer mit sehr viel Arbeit verbunden um Spenden zu erhalten, die wir natürlich sehr gut gebrauchen können.“

Es folgte ein reger E-Mail Verkehr um allerhand abzuklären und abzusprechen, die Zeit drängte denn der Markt sollte ja schon am 3.Juni stattfinden.
Das Glück stand den beiden Mädchen zur Seite. Durch den Umstand, dass jemand die Teilnahme am Markt absagen musste wurde ein Stand frei. Den erhielten sie von der Marktorganisation ohne Kosten zugeteilt, da er für einen guten Zweck bestimmt war.

Jacqueline und ihre Freundin fingen nun an zu planen und einigten sich auf den Verkauf von selbst gebackenen Kuchen. Auch wir bestätigten unsere Teilnahme, indem wir einige Artikel aus unserer Nähschule und etwas indischen Schmuck zum Verkauf mitbrachten.

Am Markttag, Dienstag 3.Juni spielte sogar das Wetter mit. Mit etwas Grundkapital sorgten die Eltern der Mädchen für einen guten Start und als sie am Abend Kassensturz machten konnten sie es selbst fast nicht glauben. Die hübsche Summe von CHF 700.- kam zusammen.
(Wahrscheinlich hat da noch irgend jemand aufgerundet). Wie dem auch sei, die Mädchen, Jacqueline und Sybille waren glücklich über den Erfolg und auch wir sind sehr erfreut und bedanken uns nochmals recht herzlich für den Einsatz der beiden und für den uns überwiesenen Betrag.

Die Nähschule vom „1×1 für Indien“

Als wir 1996 mit unserem „1 x 1 für Indien“ starteten haben wir sehr schnell erkannt, dass wir die Schuluniformen und auch Kleider für die Kinder selbst herstellen könnten. Damit würden auch Arbeitsplätze im kleinen Dorf geschaffen und die Uniformen und Kleider müssten nicht mehr in der Stadt gekauft werden.

Also engagierten wir eine Näherin, instruierten sie und gaben ihr den Auftrag Uniformen herzustellen. Frauen und Mädchen sahen dies und waren interessiert bei uns mit zu machen. Doch leider hatte niemand die nötigen Kenntnisse, waren aber sehr interessiert diese zu erlernen.

Also warum lehren wir nicht das Schneidern? Gedacht getan! Mayte arbeitete ein Lehrprogramm aus, angefangen von den einfachsten Tätigkeiten wie Nadeln einfädeln bis hin zum anfertigen eines Kleides. Das Ganze wurde mit Elizabeth, der Näherin und somit auch der zukünftigen Leiterin der Nähschule, durchgearbeitet. Drei aufeinander folgende Kurse von jeweils 3 Monaten wurden angesetzt, und sogleich Anmeldungen dafür angenommen. Die Nachfrage war und ist immer noch sehr gross.

In diesem Raum, der zum Kirchengelände der Pfarrei von Ganjam gehört, haben wir mit der Nähschule angefangen. Es war dies der erste Schulraum von Ganjam welcher im Jahre 1801 errichtet wurde. Das ganze Gebäude war etwas heruntergekommen. Der grösste Raum von ca. 2,5 x 4 m musste gereinigt und hergerichtet werden. Drei Nähmaschinen wurden angeschafft sowie einige Strohmatten für den Boden, und los ging’s mit der Nähschule.

Ohne Garantie wie lange uns dieser Raum zur Verfügung stehen würde, konnte es sich nicht lohnen zu viel in die Renovation des Gebäudes zu investieren. Also mussten wir uns über kurz oder lang nach etwas Geeignetem umsehen, was allerdings sehr schwierig war. Schlussendlich konnten wir ein kleines Haus mit verschiedenen kleinen Räumen mieten. Doch auch hier, wie aus dem Foto ersichtlich, war der Platz selbst im grössten Raum knapp bemessen. Da sich keine andere Möglichkeit anbot, mussten wir uns mit dem Gedanken anfreunden selbst etwas zu bauen.


Im Mai 1998 entschlossen wir uns, nach eingehenden Abklärungen, das Kindergartengebäude des St.Michaels Convent aufzustocken und für unsere Bedürfnisse herzurichten. Es war dies die beste und sicherste Lösung unserer Raumnot. Wir mussten kein Grundstück kaufen, was für Nichtresidente sowieso fast unmöglich ist, und das Grundstück des Convent ist eingezäunt und somit auch abgesichert. Bereits im März 1999 konnten die Räume der neuen Nähschule bezogen werden, wo es sich wunderbar arbeiten lässt.

In den neuen und hellen Räumen der Nähschule wird an der Maschine, am Tisch oder auch wie in Indien üblich am Boden hockend gearbeitet.

Alle Kinder welche die STD-Klassen besuchen (Standard-Klassen von der 1–7 als Primary und von der 8–10 als High-School bezeichnet), benötigen eine farbige und eine weisse Uniform, wobei wiederum jede Schule ihre eigene Farbe hat. Dies bedeutet also für unsere Schneiderei Hochbetrieb. Dies ist auch der Grund, dass die Kurse der Nähschule nur vom 1.Juli bis Ende März durchgeführt werden.

In der Nähschule sind jeweils ab dem 1. Juli, neun bis zwölf Schülerinnen, Frauen und Mädchen welche die 3 dreimonatigen Kurse besuchen und sich mit grossem Fleiss bemühen das Handwerk des Nähens und Strickens zu erlernen. Sehr viele Frauen und Mädchern warten darauf, einen Platz in der Schule zu bekommen, doch mehr als 11 Schülerinnen in die Kurse aufzunehmen würde für eine gute Ausbildung nicht dienlich sein.

Für bedürftige Frauen und Mädchen ist der Kurs gratis. Vermögendere bezahlen einen ganz kleinen monatlichen Beitrag. Die Stimmung in der Klasse ist heiter und gelöst. Die Unterrichtsstunden sind Montag – Freitag von 09.30 bis 13.00 Uhr. Am Nachmittag werden in der Nähschule Uniformen und Kleider für die Kinder, sowie andere Sachen hergestellt.