Elizabeth, Leiterin der Nähschule

Elizabeth ist heute eine selbstbewusste und selbständige Frau, dies war jedoch nicht immer so, denn als wir ihr das erste Mal begegneten, war sie scheu und lebte sehr zurückgezogen. Viele Leute wollten, wegen ihres Aussehens, gar nichts mit ihr zu tun haben. Sie hat Vitiligo auch Weissfleckenkrankheit genannt, welches eine chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung ist.

Ich durfte sie näher kennenlernen, habe ihr immer versucht Mut zu machen und sie nach einigen Jahren sogar zur Leiterin der Nähschule ernannt. Natürlich brauchte es etwas Zeit, wir gingen oft zusammen in die Stadt um Einkäufe für unsere Nähschule zu erledigen. Meistens blieb ich im Hintergrund in ihrer Nähe, gab ihr das Geld und sie musste alles selber bewältigen, jedoch konnte Sie auf meine Hilfe zählen, wenn es nötig war.

Es dauerte eine gewisse Zeit, aber allmählich lernte sie, dass auch sie etwas Wert war und langsam wurde ihr Selbstvertrauen gestärkt.

Wenn jemand in der Nähschule, etwas von mir wissen wollte, antwortete ich immer mit „Du musst Elizabeth fragen“. Heute bewältigt sie alles alleine, kauft ein, wählt die Stoffe aus, verhandelt über die Preise. Wenn dennoch Zweifel aufkommen, ruft sie mich einfach an und zusammen finden wir dann immer einen Weg.

Auch die Buchhaltung führt sie ausgezeichnet, alles ist belegt und korrekt. Es kann schon mal vorkommen, dass ein paar Rupien zu viel oder zu wenig in der Kasse sind, aber bei so kleinen Beträgen, lohnt sich das Nachforschen nicht.

Man muss wissen, dass in manchen Geschäften noch alles von Hand geschrieben und gerechnet wird und da ist schnell mal eine falsche Zahl auf dem Beleg.

Heute wird Elizabeth von allen sehr geschätzt und mit „Madam“ (man wird als Frau so in Indien betitelt, wenn man eine bessere Position hat) angeredet. Sie ist stolz auf ihren Fortschritt und ihre Selbständigkeit.

Bravo Elizabeth!

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